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Impuls zum 6. Oktober 2024

Zum 27. Sonntag im Jahreskreis

Von Diakon Horst-Peter Rauguth, Mitglied im Geschäftsführenden Bundesvorstand

Zerbrechlichkeit der Liebe
Erbaulich und zugleich anspruchsvoll sind die Lesungen, das Evangelium an diesem Sonntag. Wir hören, wie Gott uns Menschen als Mann und Frau für einander bestimmt. Es ist nicht gut, wenn der Mensch alleine ist. Sagt er. Wir werden dann Zeugen eines Streitgespräches zwischen den Pharisäern und Jesus. Die Liebe, die von Gott kommt, ist so groß, dass sie von uns Menschen nicht aufgerissen werden kann. Was Gott zusammengefügt hat, will er auch bewahren und bewahrt sehen. Wir wissen um die Zerbrechlichkeit unserer menschlichen Liebe, um Ängste, Missverständnisse und Bitterkeit, um Verletzungen und Trennungen. Ihn, der uns das Leben schenkte, bitten wir um seine Treue und Barmherzigkeit.

Kyrie
Herr, Jesus Christus,
du hast uns berufen, Kinder Gottes zu sein.
Herr, erbarme dich.

Du hast die Würde,
die uns der Schöpfer von Anfang an verliehen hat,
zurückgegeben.
Christus, erbarme dich.

Du hast die Kleinen und Unbeachteten
besonders in dein Herz geschlossen.
Herr, erbarme dich.

Suchen und fragen, hoffen und sehn, miteinander glauben und sich verstehn, lachen, sich öffnen, tanzen, befrein. So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein.

Klagende hören, Trauernde sehn, aneinander glauben und sich verstehn, auf unsre Armut lässt Gott sich ein. So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein. 

Planen und bauen, Neuland begehn, füreinander glauben und sich verstehn, leben für viele, Brot sein und Wein. So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein. 

Diethard Zils

1. Lesung - Gen 2,18-25
Gott wird uns als Schöpfer vorgestellt. Er sorgt sich um seine Geschöpfe, insbesondere um den Menschen. Der soll nicht allein bleiben. Er soll ein Gegenüber auf Augenhöhe haben.
© Katholische Bibelwerke Deutschland, Östereich, Schweiz.

Lesung aus dem Buch Génesis
Gott, der Herr, sprach:
Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist.
Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist.
Gott, der Herr, formte aus dem Erdboden
   alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels
und führte sie dem Menschen zu,
   um zu sehen, wie er sie benennen würde.
Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte,
   so sollte sein Name sein.
Der Mensch gab Namen allem Vieh,
den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes.
Aber eine Hilfe, die dem Menschen ebenbürtig war,
   fand er nicht.
Da ließ Gott, der Herr,
   einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen,
   sodass er einschlief,
nahm eine seiner Rippen
   und verschloss ihre Stelle mit Fleisch.
Gott, der Herr,
   baute aus der Rippe,
   die er vom Menschen genommen hatte,
   eine Frau und führte sie dem Menschen zu.
Und der Mensch sprach:
   Das endlich ist Bein von meinem Bein
   und Fleisch von meinem Fleisch.
Frau soll sie genannt werden;
denn vom Mann ist sie genommen.
Darum verlässt der Mann Vater und Mutter
   und hängt seiner Frau an
und sie werden  e i n  Fleisch.

Halleluja. Halleluja.
Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns
und seine Liebe ist in uns vollendet.
Halleluja.

Evangelium - Mk 10,2-16
Das Evangelium hält heiße Eisen bereit zum Thema Ehe und dazu, wie mit den Kleinen umzu-gehen ist. Jesu Worte wollen Wegweisung für unseren Umgang mit der Welt sein. Manchmal stehen sie quer zu dem, was üblich ist!
© Katholische Bibelwerke Deutschland, Östereich, Schweiz.

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
In jener Zeit
   kamen Pharisäer zu Jesus
und fragten:
   Ist es einem Mann erlaubt,
   seine Frau aus der Ehe zu entlassen?
Damit wollten sie ihn versuchen.
Er antwortete ihnen:
   Was hat euch Mose vorgeschrieben?
Sie sagten:
   Mose hat gestattet,
   eine Scheidungsurkunde auszustellen
   und die Frau aus der Ehe zu entlassen.
Jesus entgegnete ihnen:
Nur weil ihr so hartherzig seid,
   hat er euch dieses Gebot gegeben.
Am Anfang der Schöpfung aber
   hat Gott sie männlich und weiblich erschaffen.
Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen
und die zwei werden ein Fleisch sein.
Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch.
Was aber Gott verbunden hat,
   das darf der Mensch nicht trennen.
Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber.
Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt
   und eine andere heiratet,
   begeht ihr gegenüber Ehebruch.
Und wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt
   und einen anderen heiratet,
   begeht sie Ehebruch.
Da brachte man Kinder zu ihm,
   damit er sie berühre.
Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht.
Als Jesus das sah, wurde er unwillig
und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen;
hindert sie nicht daran!
Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes.
Amen, ich sage euch:
Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind,
   der wird nicht hineinkommen.
Und er nahm die Kinder in seine Arme;
dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.

Gedanken zu den Lesungen
Weil unser Leben von Anfang an nicht konfliktfrei ist und ihn Beziehungsschwierigkeiten begleiten, zuweilen bis in extreme Formen bis hin zu Gewalt und Kriegen, bedarf der Mensch der Erlösung.  Jesus ist Mensch geworden, und durchlebt, was Menschen erfreut, was sie traurig, zornig, enttäuscht macht. Auch an Erniedrigungen hat der Sohn Gottes viel über sich ergehen lassen bis zu seinem Tod. Die Liebe überwindet den Tod. Diese Erlösung wird auch uns zuteil als Befreiung von dem, was uns auch immer belastet.
Das Evangelium wird sehr konkret, ist zweiteilig aufgebaut. Themen sind hier: Beziehungsschwierigkeiten in der Partnerschaft und Kinder als Störenfriede.

Im ersten Teil, wo es um Trennung bzw. Ehescheidung geht, spricht Jesus von Herzenshärte und meint damit fehlendes Erkennen, wo der Partner Hilfe braucht, sich allein gelassen fühlt, wo wenig oder überhaupt keine Empathie vorhanden ist und Liebe sich nicht zur dauernden Geisteshaltung entwickeln kann, wo es auch an Barmherzigkeit mangelt. Verletzte Liebe führt im Extremfall zur Hölle auf Erden. Offen bleibt die Schuldfrage. - Auch das ein sehr aktuelles Diskussionsthema. Jesus hält an der grundsätzlichen Unauflöslichkeit der Ehe fest, Ausnahme wären der Ehebruch und extreme Hartherzigkeit als Hindernisse. Kinder bringen Urvertrauen mit in die Welt, darauf weist Jesus hin. Dieses Urvertrauen geht in die Brüche, weil Kinder oft als störend empfunden werden - zweiter Teil des Evangeliums. (nach: Was ist der Mensch? Dr. Max Angermann 2024, Predigtforum)

Meine Erfahrungen bei der Eheassistenz und im Religionsunterricht an einer Grundschule mit prekärem Umfeld führen die hehren Ideale dann in konkrete Lebenspraxis. So die Frage einer Drittklässlerin: „Das 6. Gebot „Du sollst nicht ehebrechen!“ heißt doch, wenn mei Vadda unn mei Mudda verheiratet sinn, dann soll mei Vadda nitt mit a annere Frau rummache?“ Ja das hast du treffend formuliert! – Aber genau das hat mei Vadda gemacht unn als er uns dann aach noch geschlaa hat, hat mei Mudda ne rausgeschmiss. Jetzt bin ich nur noch alle 2 Wochen bei ihm unn seiner neu Tussi. Mit der versteh ich mich garnitt. – Aber mei Mudda hat jetzt aach e Neijer. Der iss ganz lieb. Herr Rauguth, ist das jetzt auch Ehebruch? Eine nachdrücklichere Infragestellung der katholischen Auffassung, dass die zuerst geschlossene Ehe fortbesteht und die neue liebevolle Partnerschaft Sünde ist, habe ich selten erlebt und stellt die Frage, ob Jesus das meinte, wenn er davon spricht, was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen.

Mal abgesehen davon, dass ich nicht weiß, ob die Ehe der Eltern kirchlich geschlossen wurde und somit dem aus Jesu Eheverständnis abgeleitetem kirchlichen Eherecht überhaupt Bedeutung zukommt, zeigt das Leben die Höhen und Tiefen der menschlichen Beziehungen und die Frage eines Kindes, dass sich im Konflikt mit dem Vater resilient zeigt, fordert eine bestärkende und liebevolle Antwort. Hier dogmatisches Sündenverständnis zu erklären, hilft dem Kind nicht und kann auch nicht im Sinne Jesu sein. Also nein das ist kein zu verurteilendes Verhalten deiner Mutter, sondern der neue Versuch Liebe zu leben. „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“ War Jesu Antwort, auf die Frage der Verurteilung einer Ehebrecherin zum Tod durch Steinigung. Also habe ich nicht zu urteilen.

Aus Liebe geschaffen
Mann und Frau
geschaffen
aus göttlichem Plan

geschaffen aus Liebe
nach Gottes Bild

ausgestattet
mit seiner Liebe
seinem Atem

beide ausgestattet
mit vielen Fähigkeiten
mit vielen Veranlagungen

in die Welt gestellt
sich zu unterstützen

weil der Weg
durch diese Welt
alleine zu schwer ist

zwei Menschen
die sich ihrer Nacktheit
nicht schämen müssen

die sich anschauen können
so wie sie sind

Menschen
die in Liebe
miteinander
in die Anfechtungen
des Lebens gestellt sind

ein Bund -
ersehnt für ein ganzes Leben

auch hineingestellt
in ein „Scheitern-können“

dann verurteilt?
verdammt?

Jesus spricht
zu den „Norm-Erfüllern“
sie sollen den ersten Stein werfen
wenn sie ohne Schuld sind

schenkt der Frau
in ihren „Bruch“ -
ihr Scheitern -
hinein
die Chance für einen
Neuanfang

einen Neuanfang
der vielleicht
in ein neues Miteinander
führen kann

vielleicht aber auch
in das Gehen getrennter Weg
weil nur so ein Leben
in Frieden
möglich ist

der
der uns aus Liebe schuf
er weiß um uns
um unser Vermögen
und um unser Unvermögen

darum hat er uns
in Jesu
seine Liebe
und
sein Gnädig-Sein
ganz neu
offenbart

und uns aufgefordert
auch liebend
und des anderen Wohl wollend
zu sein

Beatrix Senft, unveröffentlicht.